Die erste Woche

Diese Woche war für uns viel los. Wahrscheinlich war es für die Einheimischen hier eine ganz gewöhnliche Woche, doch wir waren oft schon mittags komplett ausgelaugt.

Am Montag 07.08.2017 war ein Feiertag namens Raksha Bandhan was soviel heißt wie schützende Verbindung. Es wird hier eigentlich nur kurz "Rhaki" genannt. Die Schwestern und die, die sich als solche fühlen schenken ihren Brüdern ein rotes Armband das sie ihnen umbinden zum Zeichen ihrer Dankbarkeit. Die Brüder machen daraufhin ihren Schwestern Geschenke. Ins Guesthouse kamen zu dieser Feier ungefähr 20 Frauen mit ihren Kindern. Tabea und Violetta machten mit den zwei neu angekommenen Freiwilligen aus der Schweiz Laure und Alisea und mir eine Einkaufstour um eine bessere Orientierung zu bekommen. Nach einem Meeting fuhren wir mit Govind in Rikshas in die Stadt zu einem Tempel, da neben Rhaki auch der letzte Tag des Gottes Shiva war. Zwei von unseren Freiwilligen mussten vor dem Tempel warten, da eine Frau an den Tagen ihrer Menstruation als unrein gilt. Die Frauen banden uns sofort in die Rituale ein was eine sehr interessante Erfahrung war. Es war schön diesen intensiven Glauben zu spüren da der Hinduismus weniger als Religion sondern eher als Lebensweg gesehen wird.
Danach gingen wir alle zusammen ins Kino und schauten den neuen Film mit Shah Ruckh Khan der "Jab Harry met Sejal" hieß. Er war natürlich auf Hindi doch Govind versuchte uns per stiller Post im Kino auf dem neusten Stand zu halten. Ich machte die Erfahrung, dass Bollywood wirklich gute Filme produziert aber auch, dass es in Indien wohl nur salziges Popcorn gibt.

Am Dienstag 08.08.2017 waren wir in einem Stoffladen um uns traditionell indisch mit Kurtis, Leggings und Dupattas einzukleiden. Man konnte entweder Stoff kaufen und sich ein Outfit von den Schneiderinnen von Sambhali Trust in unserem Guesthouse machen zu lassen oder man konnte gleich die fertige Bekleidung kaufen. Danach gab es wieder ein Meeting das eigentlich nur aus dem Versuch bestand, Online einen Registrierungsantrag auszufüllen, was bei der indischen Administration oft nicht so schnell geht. Am Abend gab es dann noch eine wahnsinnig interessante Kochvorführung von Govind. Die indische Art zu kochen und die Bedeutung der einzelnen Zutaten ist wirklich spannend.
Kochshow im Innenhof

Am Mittwochmorgen 09.08.2017 wurden wir mal wieder von dem Sportplatz nebenan geweckt, auf dem Schüler eine Aufführung für den Independence-Day einstudieren, die jedes mal von Trommeln und lauter Musik begleitet wird. Nach dem Frühstück gingen wir zu einem Amt um die Registrierungsanträge abzugeben. Roxanne und ich dachten, wir würden heute das erste Mal in die Empowerment Centers zum unterrichten gehen aber wir erfuhren, dass wir stattdessen unsere Registrierung abholen mussten. Jede Reise bei der wir Jodhpur verlassen muss angekündigt und dokumentiert werden. So langsam kann man durchaus verstehen wie sich Ausländer fühlen.  Aurelia und Melina sind zusammen mit Camille, einer Kurzzeitfreiwilligen aus Frankreich, mit dem Bus nach Setrawa gefahren und sind gut bei ihrer Gastfamilie angekommen. Ich bin gespannt auf ihre Erfahrungen, die nochmal ganz andere sein werden als die, die ich erleben darf.


Die Umstellung auf den anderen Schlafrhythmus, das vegetarische Essen, die andere Lebensart und die unzähligen Mückenstiche zehren momentan noch sehr an unseren Kräften doch wir hoffen, dass wir uns schon bald komplett eingelebt haben.


Am Donnerstag 10.08.2017 war wieder ein Feiertag weshalb unsere Arbeit ausfiel. Heute fasteten die Frauen für das Wohlergehen ihrer Ehemänner. Wir durften zum Glück essen, arbeiteten sonst aber nur den ganzen Tag an der Rekrutierung von neuen Freiwilligen für Sambhali Trust. Die Organisation findet sehr schwer neue Menschen die sich für Frauen und Kinder engagieren wollen. Dazu werde ich aber noch einen Sonderbeitrag verfassen. Ansonsten tätigten Roxanne und ich nur noch einen kurzen Einkauf im nächsten Laden und ruhten uns aus.

Am Freitag 11.08.2017 durften wir das erste Mal unterrichten. Pünktlich um 13 Uhr wurden Roxanne und ich im Van zu den Centern gebracht denen wir zugeteilt worden. Von zwei bis vier Uhr sollen wir dort unter der Woche Kinder unterrichten. Roxanne geht in das Sambhali Abhaya Empowerment Center. Sie landete heute bei der Beginner class wird aber nochmal in die Advanced class wechseln.
Ich durfte heute bereits die Mädchen der Advanced class im Fatima Empowerment Center unterrichten. Die anderen Lehrerinnen sind teilweise ehemalige Schülerinnen die oft erst 17 Jahre alt sind.  Meine Klasse besteht aus sechs Mädchen im Alter von 10 bis 13. Die Verständigung ist manchmal schwer da sie noch viel in Englisch lernen müssen aber wir kamen auf anhieb gut miteinander aus. Ich konnte schon richtigen Unterricht machen und ich hatte das Gefühl ihnen machte es auch Spaß. In Englisch muss ich noch viel an der Grammatik und Satzstellung arbeiten wohingegen sie in Mathe schon mit großen Zahlen sehr gut rechnen können. In einem kleinen Raum saßen wir am Boden und ich schrieb auf Whiteboards.  Vorerst werde ich nur dieses eine Projekt am Nachmittag übernehmen um Vormittags an der Rekrutierung von neuen Freiwilligen zu arbeiten. Bald möchte ich aber gern noch mehr Klassen übernehmen. Das Unterrichten war sehr motivierend und hat viel Spaß gemacht auch wenn ich mich erst an das "Ma'am" gewöhnen muss.


Grüße aus Jodhpur,

eure Jana

Kommentare

  1. Liebe Jana, das hört sich sehr toll an.
    Ich drück die Daumen, dass du noch ein paar mehr Unterrichtsstunden halten darfst. Und ich finde salziges Popcorn wundervoll und auch viele Feiertage. Aber das bist du ja aus Bayern bereits gewöhnt ;-)
    Alles Liebe und weiterhin eine tolle Zeit! Fühl dich gedrückt <3

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