der Taj Mahal - ein Symbol der Liebe oder ein kleines Weltwunder?

Am Freitag (15.09.) Nachmittag sind sieben Freiwillige sehr hektisch nach Agra aufgebrochen. Wer? Roxanne, Alisea, Lauren, Arabella und Kristine (kommt aus den USA und bleibt für sechs Wochen) und natürlich ich. Wieso hektisch? Naja weil uns um vier Uhr Nachmittags gesagt wurde, dass wir in einer halben Stunde zum Bus gefahren werden. Das Problem dabei war, dass noch zwei von uns in den Projekten waren und abgeholt werden mussten. Dann hieß es alles in den Rucksack werfen was gebraucht werden könnte und los.


Taj Mahal bedeutet auf Deutsch "Krone des Palastes"

Die Fahrt nach Agra bewältigten wir in einem sogenannten "Sleeperbus". Neben normalen Sitzen gibt es dort auch kleine Kabinen mit Betten darin. Wir hatten zwei Doppelbetten und drei Einzelbetten gebucht. Nachdem wir den Bus noch knapp erwischten mussten eine kleine Treppe in der Breite von maximal einem Fuß erklimmen um uns dann in unsere "Boxen" zu quetschen.
Ich teilte mir mit Roxanne ein Doppelabteil. Die Kabine war so hoch, dass ich mich aufrecht hinsetzten konnte und so lang, dass meine Füße etwas die Wand berührten. Das war aber auch schon die Grenze. Jeder der Größer ist als ich muss da schon etwas mehr kämpfen. Roxanne und ich waren aber positiv überrascht. Es gab zwar keine Klimaanlage aber wir konnten die Fenster an der einen Seite komplett öffnen. Die andere Seite hingegen konnten wir vor neugierigen Blicken mit einer Glasschiebetür und einem Vorhang verschließen. So lange es noch hell war schauten wir die ganze Zeit nur aus dem Fenster. Es gibt so viel zu entdecken, dass das eigentlich nie langweilig wird. Als es dann dunkel wurde aßen wir unsere mitgebrachtes Dinner und schliefen bald. Zum Schlafen hatten wir beide genug Platz. Eine Matratze hat in etwa die Größe einer Campingluftmatratze. Ich wachte zwar oft auf um mir eine neue Liegeposition auf der doch harten Matte zu suchen oder weil mich der Luftzug auskühlte aber im großen und ganzen war es eine angenehme Fahrt. Das war leider nicht für uns alle der Fall da Arabella sich weigerte in ihrer Kabine zu schlafen. Sie verbrachte die Nacht beim Fahrer des Buses auf einem Sitzplatz. Kurz nach halb sieben hatten wir dann unsere vierzehnstündige Fahrt hinter uns gebracht und waren in Agra angekommen.

Der Großmogul Shah Jahan baute das Mausoleum zum Gedenken an seine große Liebe (Lieblingsfrau) Mumtaz Mahal die im Jahre 1631 verstorben war.
Eine Doppelkabine im Sleeperbus

wenigstens konnten wir die Fenster öffnen :D


Wir suchten uns sofort Rikshas die uns zum Taj Mahal fahren sollten. Die Fahrer wiesen uns auf unsere Rucksäcke hin und dass wir sie nicht mitnehmen werden dürfen und es ebenfalls keine Schließfächer gibt. Also ließen wir uns zu einem Hotel fahren um dort ein Zimmer für den Tag zu mieten.
Als alle sich frisch gemacht hatten konnten wir endlich los.
Von unserem Hotel aus konnten wir zum Taj Mahal laufen.
Unser weg führte uns durch einen kleinen Park in dem ich auch das erste Mal Affen in Indien sah.

die ersten Affen die ich in Indien zu sehen bekam

Der Bau des Gebäudes dauerte wahrscheinlich 17 Jahre und beschäftigte über 20 Tausend Handwerker und 1000 Elefanten.

Ohne Warteschlange kauften wir unsere Tickets. Der Eintrittspreis für "das" Wahrzeichen von Indien war für Ausländer 1000 indische Rupien. Eine Person indischer Abstammung zahlt 30 Rupien. Dafür bekamen wir eine Wasserflasche und Schuhüberzüge.


2007 wurde der Taj Mahal im Rahmen einer Privatinitiative nach Angaben der Veranstalter zu einem der "neuen sieben Weltwunder" gewählt. Diese Bezeichnung wird jedoch kritisch gesehen. Dennoch ist die Grabstädte UNESCO-Weltkulturerbe seit 1983.

Nach einem kurzen Sicherheitscheck liefen wir dann endlich durch das Eingangsportal. "Den habe ich mir aber größer vorgestellt". "Ziemlich klein für ein Weltwunder!". Das waren die ersten Kommentare.  Dennoch war der Anblick überwältigend. Das Tageslicht ließ den Taj Mahal unglaublich weiß erscheinen. Obwohl es schon beinahe Mittagszeit war, waren nicht so viele  Besucher mit uns dort. Wir konnten deshalb alle in Ruhe die typischen Fotos machen die man von diesem Gebäude wohl so kennt. Die Menge verlief sich und Schritt für Schritt näherten wir uns dem Grabmal entlang der Wasserbecken die, typisch Sehenswürdigkeit, leer waren. Als wir vor dem Bauwerk standen sah dieses auch gar nicht mehr so klein aus. Bevor wir den Taj Mahal betreten konnten mussten wir unsere Schuhe mit weißen Plastikhauben verdecken. Wir umrundeten ihn auf zwei Etagen. Zu sehen gab es einen breiten Fluss der dahinter verlief und die Moschee und dessen Zwillingsgebäude an den Seiten. Wirklich unspektakulär ist das Liebessymbol leider von innen. Die Besucher werden wie eine Herde in eingezäunten Gängen durch das Mausoleum geschleust in dessen Mitte sich lediglich zwei leere Särge befinden.
Irgendwann hatten wir uns alles genug angeschaut außerdem war es heiß, das Wasser alle und die Inder boten schon Geld für ein Foto mit uns.

Die vier Minarette um das indo-islamischen Bauwerks sind leicht geneigt, damit sie im Fall eines Erdbebens nicht auf das Gebäude stürzen.

Die weißen Kuppeln symbolisieren die Jahre die es dauerte bis das Mausoleum fertig gestellt wurde


zwei der vier Minarette

Trendy unterwegs


Unsere Stärkung nahmen wir im Hotel gegenüber von unserer kurzen Bleibe zu uns. Das hatte ein Rooftop-restaurant mit einem klimatisierten, stylish eingerichteten Innenraum. Dort verputzten wir Chickenburger und Potatoe-wedges. Die Besitzer ließen uns auch über die Musik entscheiden die aus den großen Boxen drang. Wir hatten viel Spaß.

Angeblich hatte der Großmogul vor für sich ein zweites gleiches Mausoleum aus schwarzem Marmor auf der anderen Flussseite zu bauen. Er wurde jedoch von seinem Sohn entmachtet, gefangen genommen und neben seiner Gattin 1666 beigesetzt. Sein Sarg zerstört jedoch jegliche wichtige Symmetrie des  Bauwerks.

Für zwei von unserer Gruppe war die Busfahrt ein echtes Trauma und so baten sie Virendra, der für uns Fahrten buchte, um eine andere Transportmöglichkeit.
Um fünf Uhr nachmittags wurden wir dann von einem Auto abgeholt. Es war quasi eine zwölfstündige Taxifahrt für 1071 Rupien (ca. 15€)  zurück nach Jodhpur. Diesmal war es jedoch nicht wirklich angenehm. Das Fahrzeug war eigentlich für sechs Personen plus Fahrer ausgelegt. Naja wir waren aber sieben Reisende und so mussten sich drei in den Kofferraum auf zwei Sitze quetschen. Der Fahrer wählte dafür die kleinsten von uns aus und ihr werdet es wohl schon ahnen, ich hatte das Glück. Ich saß die ganze Zeit halb auf dem Radkasten in einer sehr unangenehmen Position ohne Beinfreiheit. Glücklicherweise schlief ich und bekam nicht so viel mit aber als wir am frühen Morgen das Guesthouse erreichten freute sich mein Körper auf eine ausgestreckte Liegeposition im Bett.

Die Luftverschmutzung verfärbt den weißen Marmor gelb und deshalb dürfen sich Autos und Busse nur noch auf zwei Kilometer dem Taj Mahal nähern.

Bei der Betrachtung der Bilder unseres Ausflugs kommen mir viele Gedanken. In einer so kurzen Zeit und für so wenig Geld hatten wir ein so tolles Erlebnis. Der Taj Mahal ist ein beeindruckendes Bauwerk das zu Recht die Aufmerksamkeit verdient. Als ich meinen Schülerinnen von meiner kleinen Reise erzählte merkte ich, dass viele von Ihnen nie die Chance haben werden ihn zu sehen.
Ich kann nicht beschreiben was für ein Glück ich habe, dass ich mir so etwas leisten kann.


eure Jana

PICTURES BY ROXANNE NÄSCHEN



Kommentare

  1. Was für eine spannende Reise an diesen schönen und weltberühmten Ort. Ich bin gespannt, wann Flixbus bei uns auch einen Sleeperbus einführt - eigentlich eine gute Idee.

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