Mal so und mal so

Jetzt bin ich schon fast ein Monat hier!
Es fühlt sich einerseits schon länger an, und andrerseits auch eben nicht.

Arbeit

Meine Arbeitstage sind jetzt relativ konstant.
Morgens kümmern sich Roxanne und ich um die Suche nach neuen Freiwilligen. Die Antworten waren bis jetzt leider alle negativ.
Im Center bring ich die Zeit hinter mir bis die Kinder kommen. Dann werden alle begrüßt und wir starten mit dem Unterricht. Ich habe das Gefühl gut mit meinen Schülerinnen voranzukommen. Sie bleiben interessiert und neben kleinen Streitereien arbeiten sie gut mit. Die letzten zwei Wochen habe ich begonnen das Thema "Bodyparts" und "Action Words" (running, sitting, dancing, etc.) spielend zu festigen. Von Tag zu Tag kann man ihren Lernerfolg merken. In Mathe kümmerte ich mich um die Division und Multiplikation aber lies sie auch ein "Zeichnen nach Zahlen" ,für die manchmal schwächelnde Motivation, machen.
In den Workshops ging es einmal um "Dancing around the world" und einmal machten wir Freundschaftsarmbänder. Da nicht alle Englisch verstehen, zeigte ich Videos und lies die Kinder dann tanzen. Das Flechten und Knoten der Bänder war zu schwer für die Schüler der Beginner-class aber die Anderen waren dafür mit Eifer dabei. Am Ende verschenkten wir unsere Bänder und ich erhielt sogar sechs Freundschaftsbändchen!
Da Ende des Monats ist, stand am 25. und 26. August der Report und das Staffmeeting an. In den Reports wird beschrieben was man mit der Klasse im letzten Monat gemacht hat, welche Schüler positiv hervorstachen und was man verbessern könnte. Außerdem mussten wir ein Formular mit den Stärken, Fortschritten und Verbesserungsmöglichkeiten für jeden einzelnen unserer Schüler ausfüllen. Abschließend gab es dann noch ein Meeting in dem Neuigkeiten und Probleme angesprochen wurden. Danach lud Govind alle noch zu einem Chai ein. Das Guesthouse war also Freitag wie Samstag gefüllt mit den Lehrerinnen aller Center und Boardinghomes von Sambhali Trust.
Diese Erfahrung fand ich sehr interessant da Roxanne und ich ja noch bei einigen solchen Treffen dabei sein werden.



Bodyparts

Lesen üben mit dem "Jungle Book"

auf dem Dach des Fatima Centers vor den roten Bergen

zwei junge Lehrerinnen: Gulfsa und ich

stolz auf unsere Freundschaftsarmbänder

etwas beim flechten helfen

Dance workshop



Privat

Meistens bereiteten wir in unserer Freizeit den Unterricht oder den nächsten Workshop vor. Wir mussten aber auch einige Einkäufe tätigen um unseren Vorrat an Schokokeksen, Waschmittel und Granatäpfeln aufzufüllen. Ansonsten entspannte ich mich indem ich ein Buch las. Eine Lektüre von mir ist gerade "Hinduismus for Dummies". Das Buch habe ich aus der Bibliothek des Guesthouses. Da ich mich mehr mit Indien und der Kultur beschäftigen möchte und es sehr informativ geschrieben ist macht es mir Spaß darin zu lesen.
Wenn Lauren, Alisea, Roxanne und ich uns unterhalten fällt so oft das Wort Pizza, dass man uns mittlerweile schon fast damit identifiziert. Deshalb machten wir unserem "Ruf" alle Ehre und bestellten uns an einem Abend eine Pizza. Meine "Chicken Tikka Pizza" schmeckte echt lecker und auch die anderen genossen die Abwechslung sehr.
Am Mittwoch nach der Arbeit gab es einen sehr starken Regenfall. Roxanne und ich standen vor unserem Zimmer als Govind kam, meine Hand nahm und mich unter den Strahl einer Regenrinne im Innenhof zog. Das Wasser war sehr kalt aber unglaublich rein und erfrischend. Auch Roxanne, Aliseae, Lauren und Govind's Mutter nutzten die Chance. Danach bekamen wir erstmal warmen Chai und Blätterteighörnchen zur Stärkung.
Samstag der 26. war das Abreisedatum für Tabea. Sie war für uns eine Schwester, Mentorin, Ansprechpartnerin, Reiseführerin und noch so viel mehr. Um uns bei ihr zu bedanken gingen wir Freiwillige mit ihr am Freitag essen. Mit uns sechs Mädchen waren auch noch Govind, Virendra und Analise. Wir besuchten das "On the rocks". Ein riesiges Restaurant welches zu einem Hotel gehört. Es hat mehrere Bereiche je nachdem, ob man gerade gemütlich unter Bäumen oder auf dem Dach essen , in Ruhe einen Cocktail genießen oder tanzen möchte. Wir gingen ins "Rocktails", derLounge und Partybereich. Nach einem kleinen Snack gingen wir auf die Tanzfläche und genossen die Musik. Abschließend aßen wir dann noch etwas. Doch der Abend war noch lang nicht beendet. Govind und Virendra fuhren uns noch in eine Shishabar wo wir uns entspannt unterhielten. Es wurde dann doch etwas spät, vor allem da Tabea noch packen wollte, und so kehrten wir gegen vier Uhr ins Guesthouse zurück. Kurz vor dem Staffmeeting wurde sie dann zum Flughafen gefahren und ist mittlerweile schon wieder heil in Deutschland angekommen. Wir haben ihr so viel zu verdanken!
Wegen dem Meeting kamen auch Camille, Aurelia und Melina am Wochenende nach Jodhpur. Leider verließ uns auch Camille am Sonntag um zurück nach Frankreich zu fliegen.
Am Sonntag besorgten Roxanne und ich uns noch neue Stoffe die wir wieder den Näherinnen von Sambhali bringen.
Schon begann die neue Woche
Es wurden wieder ein paar Einkäufe getätigt. Abends ärgerte uns das Wlan indem es grundsätzlich immer wieder verschwand. Zum Glück wussten wir, wie wir uns helfen konnten und spielten UNO und Jungle Speed (Reaktionsspiel). Schon seit ungefähr zwei Wochen haben wir Freiwillige unsere abendliche Spielerunde welche wir uns bereits jetzt nicht mehr wegdenken können. Dazu wird meist Musik gehört und extrem schief gesungen. Ayush, der Sohn von Govind, spielt meistens mit uns und zeigte uns auch das Spiel Jungle Speed.
Ein Highlight war noch unsere Yogademostunde am Donnerstagmorgen. Das Aufstehen um sieben Uhr morgens war zwar für uns alle etwas anstrengend aber definitiv wert. In Deutschland habe ich bereits einmal Yoga gemacht doch hier in dem "Ursprungsland" schlechthin ist es noch einmal spannender. Der Lehrer war sehr freundlich und leitete uns gut an. Wir entschieden uns jetzt wöchentlich einmal bei ihm Yoga zu haben. Nur die Uhrzeit wird wohl sehr wahrscheinlich etwas verschoben. ;)

Veränderung

Donnerstagabend hatten wir Freiwillige ein Meeting mit Govind. Es sind zwei neue Freiwillige angekommen. Arabella, eine Erwachsenen Frau die für sechs Wochen vor allem die Sambhali-Boutique unterstützt und Benjamin von der Organisation "Eurasia" der sich alles anschauen möchte. Beim Meeting erzählt immer jeder von seinen Fortschritten bei der Administration und von den Erfahrungen bei der Arbeit.
Govind hatte diesmal auch noch eine Ankündigung. Er erzählte, dass sich unsere Arbeit ändern würde da wir anstatt an der Rekrutierung neuer Freiwillige zu arbeiten nun noch ein zweites Projekt übernehmen sollten. Alisea wird nun zusätzlich das Children-Empowerment-Center im Fatima EC übernehmen und für Lauren gilt dasselbe im Jodhpur Empowerment-Center. Roxanne und ich bekommen vormittags ein Empowerment Center und gehen dann nachmittags je in ein Boardinghome.
Für uns war das erstmal ein Schock da dies bedeutet, dass wir unseren Unterricht bei den Kindern aufgeben müssen. Wir sind zwar erst einen Monat in unseren Centern doch haben wir bereits jetzt eine Beziehung zu unseren Kollegen und Schüler*innen aufgebaut. Meine Mädchen nicht mehr zu sehen stimmte mich schon etwas traurig. Ich muss dazu aber sagen, dass ich die Entscheidung von Govind komplett verstehe. Wir sind die zwei Freiwillige die am längsten bleiben und sollen natürlich die Projekte unterstützen die uns am dringendsten brauchen. Meine sechs Schülerinnen des Fatima Centers sind Freiwillige gewöhnt und werden wunderbar mit Alisea die nächsten Monate und mit jedem weiteren Gast arbeiten können und fleißig lernen.
Roxanne wird nun ab nächster Woche vormittags in das Shakti Empowerment-Center für Frauen gefahren und geht nachmittags dann in das Laadli-Boardinghome. Ich übernehme das Laadli-Empowerment-Center und das zweite Boardinghome. Besonders ist bei mir, dass ich im Boardinghome die Physiotherapie eines körperlich eingeschränkten Mädchens übernehmen werde. Dies wird meine erste Erfahrung mit Sonderpädagogik sein aber ich fühle mich dieser, sicherlich
nicht leichten Herausforderung gewachsen.

Heute war also unser letzter Tag in unseren alten Centern. Wir mussten den Kindern und Lehrerinnen erklären, dass wir nun nicht mehr kommen werden. Leider waren im Fatima Center nur sehr wenige Schüler anwesend. Von mir war gerade mal eine Schülerin da: Nazia war sehr sauer auf mich und ich hoffe, dass sie sich schnell an Alisea gewöhnt.
Von den anderen konnte ich mich nicht verabschieden. Dennoch. Ein Jahr ist lang. Ich versprach allen sie so oft wie es geht zu besuchen. In der kommenden Woche möchte ich Bilder ausdrucken und vielleicht sogar schon nächsten Samstag die Chance nutzen und mich nochmal richtig von meinen anderen Schülerinnen zu verabschieden.

Yasmeen machte mir zum Abschied noch ein Henna

Das Wochenende haben wir uns verdient. Heute Abend hat uns Govind in einen Bollywoodfilm eingeladen.

Ich freue mich auf die nächste Woche und bin schon aufgeregt und neugierig auf meine neuen Projekte.

Ich wünsche euch allen ein erholsames Wochenende und denkt daran, es kommt mal so und dann kommt es auch mal wieder so!

eure Jana

Kommentare

  1. Ich finde es gut, wie du die Änderungen und Herausforderungen annimmst - viel Freude und Erfolg auch im neuen Projekt.

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    1. Danke Papa das habe ich ja schließlich alles von euch gelernt!

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