Jana in Kurta - Jana in T-shirt

Hallo!

Nach einer etwas längeren Zeit melde ich mich mal wieder, aber nicht wie vielleicht gedacht mit einem neuen Reisebericht oder einer Beschreibung eines neuen Abenteuers. Nein! Hier kommt mal etwas neues.

Die Inder sagen dass sie sich meinen Namen einfach merken können. Die meisten sprechen mich "Tschanna" aus was der Aussprache von Hindi entspricht. Doch mein Name hat auch so manche Bedeutung. Zum Beispiel klingt der Ausdruck für "gehen" oder " nach Hause gehen" oder etwa "Geh!" in Hindi eben wie "Tschanna". Am interessantesten ist aber wohl die Bedeutung des Wortes "Jaana" in Hindi. Unter diesem Begriff kann man so einige Lieder auf Youtube finden. Wieso? "Jaana" bedeutet so viel wie "Liebhaber". So viel zu meiner Einleitung...

Wenn ich mal nicht von Menschen umgeben bin die mich und meinen Namen kennen dann mach ich nochmal ganz andere Erfahrungen. Am Anfang habe ich mich das noch nicht getraut aber mittlerweile bin ich auch manchmal alleine unterwegs - also ohne andere Freiwillige. Ich gehe dann zum Beispiel zum Obstmarkt oder in die Stadt in die Straßen rund um den Clocktower.
Ich packe dann meine Tasche, nehme mir eine Rikshaw und gehe einkaufen.

Wenn wir unter der Woche arbeiten wird von uns erwartet dass wir traditionelle indische Klamotten tragen. Also eine Kurta mit einer weiten Hose oder einer Leggings und vielleicht auch einem Schal. Übrigens hat meine Mitfreiwillige Melina einen ganz interessanten Eintrag über die traditionelle indische Bekleidung in ihrem Blog veröffentlicht. Für mehr Informationen könnt ihr gerne dort vorbeischauen.

Wochenende ist für uns ein arbeitsfreier Tag und dementsprechend können wir auch anziehen was wir wollen. Für uns fällt die Wahl meistens auf eine lockere Hose und ein einfaches Shirt. Man denkt nicht drüber nach aber die Auswahl der Tageskleidung sollte auch am Samstag gut bedacht werden.

Ich habe zwei Optionen :


Einmal bin ich die....


... Jana in Kurta


Ich wähle eine meiner, mittlerweile, sieben Oberteile aus. Dazu eine Hose in der passenden Farbe und meistens auch noch einen Schal der das Outfit abrundet. Ich laufe die Straße, auf der unser Guesthouse liegt, runter. Auf dem Weg begegnen mir einige Kinder deren Ziel die Sportanlage neben unserem Haus ist. Natürlich werde ich mit Blicken gemustert und manche rufen mir "Hello" oder "Namaste" zu. Die Frauen die ich jedoch treffe ignorieren mich meistens komplett. Am Ende der Straße ist ein kleiner Rikshawstand. Ich sage dass ich zum Clocktower möchte und frage wie viel. Die Antwort sit "60 Rupees". Das ist ok für den Weg. Auf der Fahrt ziehen viele weitere Verkehrsteilnehmer auf Rollern oder in Autos an uns vorbei.
Am Clocktower angekommen  bezahle ich den Fahrer und verschwinde dann in der Menge von Menschen die den Hauptmarktplatz in Jodhpur besuchen. Vor allem am Wochenende ist dieser extrem voll. Die Fortbewegung besteht quasi aus Schlangenlinien da man ständig anderen Menschen, Stolpersteinen, Hunden und Motorrollern ausweichen muss. Es ist auch komplett normal dass man ständig von hinten angehupt wird. Man soll vorgewarnt werden und wenn möglich zur Seite gehen. Ich besuche die Stände und Shops in denen ich was besorgen muss. Die Verkäufer sind stets freundlich auch wenn sie sehr auf Touristen fokussiert sind. Ich habe jedoch genug Zeit und brauche auch nicht unbedingt eine Beratung.  Oft werden junge weiße Mädchen in traditionellen indischen Klamotten sofort als "Sambhali" identifiziert. Das macht mir aber nichts aus. Es ist eine Ehre und ein Schutz.
Auf meinem ganzen Weg fühle ich mich sicher, selbstbewusst und als eine von vielen.
Ich kann euch sagen, dass geht auch anders.




Und dann bin ich die...


...Jana in T-shirt


Aus Deutschland habe ich ein paar einfarbige kurzärmlige Shirts mitgenommen. Eine Jeans habe ich mitgenommen, falls man mal ausgeht. Für die Stadt wähle ich aber eine der lockeren Stoffhosen die ich extra für Indien gekauft habe. Ich hänge die Tasche um und verlasse das Guesthouse. Auf meinem Weg zum Ende der Straße verfolgen mich zwei Jungs auf ihren Fahrrädern und rufen "Hello! What's your name" oder sogar "sexy". Ich gehe schnell und richte den Blick auf den Boden. Ich erreiche den Rikshawstand. Die Fahrer schauen mich an und raten "Clocktower". Ich frage wie viel es kostet und es kommt "100 Rupees". Ich weiß aber dass dieser Preis zu viel ist und fange an zu handeln. Sie jammern "Good Indian price" aber willigen irgendwann ein. Die Fahrt dauert nie lang aber es sind viele Menschen unterwegs. Aus anderen Rikshaws und Autos werde ich neugierig angeblickt. So manch ein Rikshawfahrer lässt dann laute indische Musik aus seinen Boxen spielen. Es ist ja schon nicht genug auffällig mit einem weißen Mädchen hinten drin. Wir erreichen den "Ausstiegsplatz" und ich bezahle. Oft fragen die Fahrer dann noch nach meinem Herkunftsland oder fordern ein Selfie. Ich schaue dann aber dass ich schnell weg komme.  Auf meinem Weg durch die Stände muss ich ständig schauen dass ich nicht von einem Motorrad überrollt oder von Menschen umgelaufen werde. Ich fühle mich nicht so sicher. Die mir entgegenkommenden Menschen starren mich an, Händler rufen nach mir und kleine Straßenkinder ziehen an meiner Tasche. Ich mache vorsichtige Schritte und eile schnell zu meinem Ziel. Meist fühle ich mich dann auch in den Läden nicht so wohl da ich einfach behandelt werde wie ein Tourist und die Verkäufer versuchen mir irgendetwas anzudrehen. Von den Blicken fühle ich mich verfolgt und durchleuchtet. Solch eine Besorgungstour ist immer sehr anstrengend. Schnell das Nötigste erledigen und wieder Heim ins sichere Guesthouse!


Fazit:


Übertrieben oder nicht!? Zufall oder nicht!? Kleider machen doch sehr wohl Leute und gerade in Jodhpur, der Stadt im doch etwas konservativen Norden von Indien sagt doch die Bekleidung viel über Menschen aus. Da kann man sich schon mal als völlig zwei verschiedene Personen fühlen. Diese Erfahrung hatte ich mehr als einmal und ich musste oft darüber nachdenken. Die Gedanken brachten mich zu einer Art Selbstreflexion.
Mein Fazit ist dass ich mich so kleiden sollte wie ich will und mich wohl fühle.
Eine wichtige Richtlinie für einen einjährigen Freiwilligendienst in einem Entwicklungsland ist einfach :
Das Wichtigste bin immer noch ich! 
Dennoch, ich weiß dass die Leute nicht nur auf mich reagieren sondern vor allem ich auf sie. Von Anfang an war es mir lieber mich angemessen "indisch" anzuziehen. Es ist neu, aufregend, gibt Kraft und gehört einfach zu meinem Leben dass ich hier noch bis Juli führen werde.

Eine Erfahrung die ich in Deutschland nie gemacht hätte!

Könnt ihr euch das vorstellen?

eure Jana


Kommentare

  1. Hallo Jana! Ich finde es toll, dass du in deinem Blog dieses Thema aufgreifst. Du passt dich an die Gepflogenheiten an und kannst dadurch etwas tiefer in dein Gastland eintauchen. Wenn man so lange in einem fremden Land lebt wie du und auch durch deine Arbeit viel Kontakt mit Einheimischen hat, möchte man nicht als Tourist behandelt werden. Wir sollten uns auch selbst fragen, ob wir nicht hin und wieder Menschen voreilig nach Ihrem Aussehen bzw. Ihrer Kleidung beurteilen und behandeln. Also: "tauch" ein und schöpfe Kraft - pass aber bitte auf dich auf.

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